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„Habt ihr mich verstanden?“

aus: Colleen McCullough

Die Macht und die Liebe

Seite: 652

1-Satz-Literaturclub 1SLC Judith Niederberger Lakritza Colleen McCullough Die Macht und die Liebe

Bildkomposition: Lakritza; Grafik mit Hilfe von Midjourney


Quintessenz der Diskussion

Erstellt von Lakritza, Judith Niederberger


Unsere #Kommunikationsmittel werden von Tag zu Tag ausgeklügelter und technisch raffinierter. Auf die #Qualität unseres sprachlichen Austauschs hat dies jedoch leider keinen erkennbar positiven Einfluss. Zwischen #Verständigung und #Verstehen klafft eine Riesenschlucht.


Manchmal ist noch nicht mal Ersteres gesichert trotz unserer #digital aufgerüsteten Zeit: Wenn wir den Gesprächsfetzen eines #Zoom-Meetings lauschen – «Was möchtest du sagen?» «Hörst du uns?» «Wir können dich nicht verstehen.» «Bist du bei uns?» –, erweckt dies mitunter den Eindruck, da sei eine spiritistische #Séance im Gange.


Frappierenderweise steckt hinter der Frage «Habt ihr mich verstanden?» in den seltensten Fällen die ehrliche Absicht, das Verständnis beim Gegenüber zu erkunden. Oft geht es um eine #Befehlsausgabe; erwartet wird die einzig korrekte Antwort: «Sir! Yes! Sir!»


Oder eine Lehrerin ist am Ende ihres pädagogischen Lateins angekommen und bringt ihre Erschöpftheit zum Ausdruck: «Sagt bitte nicht, dass ihr’s immer noch nicht kapiert habt … !»


Dabei, so scheint es zumindest, wäre das Verstehenkönnen doch gar nicht so schwierig. Weniger #Senden, mehr #empfangen – könnte die Devise sein. Angefangen bei unserem heutigen Fragesatz – der dann lauten würde: «Was ist bei Euch angekommen?»





 




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