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„Vielen Dank für Ihren Brief vom 10. d.M.“

aus: Kurt Tucholsky

Schloss Gripsholm

Seite: 9

1-Satz-Literaturclub 1SLC Judith Niederberger Lakritza Kurt Tucholsky Schloss Gripsholm

Grafik: Lakritza, Foto von cocoparisienne, Pixabay


Quintessenz der Diskussion

Erstellt von Lakritza


Wann hast du das letzte Mal einen #Brief geschrieben?  Von Hand mit schönem Federhalter und Tinte? – Gewisse Botschaften verdienen es, dass sie würdevoll zu Papier gebracht und per Post übermittelt werden.


Allerdings ist nicht auszuschliessen, dass (etliche Zeit später) auch andere als die zugedachten Adressat*innen die Zeilen lesen. So interessiert sich die Nachwelt ungebrochen für die Briefe, die #Kafka an Milena geschrieben hat, oder für den Briefwechsel zwischen Jean-Paul #Sartre und Simone #deBeauvoir.


Irgendwie traurig, dass es seit Anbruch der #Digitalisierung kaum mehr neue #Briefeditionen geben wird. Entschädigt werden wir teilweise durch #EMail-#Theaterstücke – sie vermöchten zwar nicht #Napoleons Tränen zu trocknen, der geweint haben soll, dass seine Briefe an Josephine verkauft wurden, sind aber zumindest #GutGegenNordwind. –


Nach wie vor werden viele amtliche Schreiben als Brief verschickt. Selten erfreuen uns diese. Der #Schreibstil der #Behörden will bestimmt nicht a priori schroff sein, sondern inhaltlich korrekt und juristisch unantastbar. Dennoch wünschten wir uns, wenn Anwältinnen, Steuerbeamte und Konsorten daraufhin trainiert würden, mehr Fingerspitzengefühl einfliessen zu lassen und in gewissen Situationen de-eskalierend formulieren könnten. Wir würden uns Aktenstapel an unerfreulicher Korrespondenz ersparen.




 




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